In den Fahrlehrerfortbildungen komme ich jedes Jahr mit vielen hundert Fahrlehrern ins Gespräch. Man diskutiert, tauscht Gedanken aus und bekommt sehr schnell ein Gefühl für die Sorgen und Nöte der Fahrlehrerschaft. Dabei drängt sich mir immer öfter eine Frage auf: Wird die Schere zwischen großen und kleinen Fahrschulen immer gewaltiger?
Die Umsatzsteuerstatistik spricht eine deutliche Sprache: 1.458 Fahrschulen machen 42,8 % des Branchenumsatzes. 11.275 Unternehmen teilen sich den Rest. Jetzt mögen Statistiken nicht immer die ganze Wahrheit wiedergeben. Grund genug, die Ohren weit aufzusperren und bei Gesprächen mit Fahrschulen die leisen Zwischentöne herauszuhören. Und ja, sie sind deutlich vernehmbar!
Interessanterweise aus zwei völlig gegensätzlichen Richtungen. Entweder scheinen Fahrschulen ganz hervorragend zu laufen oder sie funktionieren überhaupt nicht! Die einen haben 50 Anmeldungen im Jahr, die anderen 50 im Monat. Die einen haben vormittags nichts zu tun, die anderen suchen Hände ringend nach qualifiziertem Personal. Und das Mittelfeld? Gibt es nicht mehr!
Ist das ein regionales Phänomen? Nein.
Hängt das vom Fahrstundenpreis ab? Nein.
Hängt es vom Fahrschulfahrzeug ab? Nein.
Liegt es am Alter der Fahrlehrer? Nein.
Ist es Zufall? Nein!
Ja - was dann?
Ich selbst entstamme einer “Generationen-Fahrschule”. Mein Vater hat diesen Beruf schon ausgeübt. Er war Tag und Nacht am Schulen. Ein wenig glänzen die Augen schon, wenn ich mit ihm heute darüber spreche und - befragt nach dem Erfolg seiner Auslastung - sagt er lediglich: "Ich habe einfach nur ordentlich ausgebildet und versucht, mit meinen Fahrschülern respektvoll umzugehen."
Das macht doch die überwiegende Mehrheit der Fahrschulen heute nicht anders! Aber warum wird die Schere immer größer? Grund genug, bei den Erfolgreichen genauer hinzuschauen. Da gibt es Marketingkonzepte und Corporate Design. Ein besetztes Telefon sowie ein professionelles Verkaufsgespräch. Eine Affinität gegenüber modernen Medien sowie Kompetenzen im Umgang damit. Verständnis für das Kommunikationsverhalten der Zielgruppe und Bereitschaft für die Auseinandersetzung mit Themen wie WhatsApp, Facebook und Co. Eine Umsatzplanung sowie Etappenziele zur Zielerreichung. Alles Dinge, die mit der ureigenen Fahrlehrerkompetenz erst einmal gar nicht so viel zu tun haben.
Und liegt genau da eventuell die Erkenntnis? Reicht gute Arbeit allein im klassischen Sinn nicht mehr aus, um eine Fahrschule fit für die Zukunft zu machen? Brauchen wir mehr Wissen über Kommunikation? Müssen wir das Marketing für uns neu erfinden? Sollten wir von Verkaufsprofis lernen, wie wir unsere Dienstleistung zu guten Preisen absetzen? Bedarf es gelegentlich eines Anstoßes von außen, um Ideen und Konzepte umzusetzen?
Schreiben Sie uns Ihre Meinungen! Lassen Sie uns an Ihren Erfahrungen teilhaben!
Email: info@fortbildung33.de
Daniel Schmidt von der Fahrschule Holzaepfel schreibt uns am 01. Mai per Mail:
Ich glaube nicht, dass die Differenz zwischen Kleinen und Großen wächst. Der Satz muß anderst formuliert werden. Warum sind die einen größer als die Anderen? Das trifft die Wahrheit schon eher. Bei uns im Ort setzt auch gerade ein "Generationswechsel" ein. Die alteingesessenen Fahrschule werden immer kleiner und die modernen "Jungen" Fahrschulen blühen auf. Ich betreibe eine der beiden blühenden Fahrschulen und kann nur bestätigen, was in deiner E-Mail steht. Wichtige Dinge / Kernkompetenzen der erfolgreichen Fahrschulen:
- Moderner Umgang mit den Schülern
- guter Theorieunterricht
- offener Umgang mit modernen Komunikationsmedien Facebook Whatsapp usw.
- nachvollziehbare und transperete Ausbildung
- Betriebs-Wirtschaftliches denken / Investitionen zb: moderner Fuhrpark zur Zweiradausbildung usw.
Ich habe z.B die letzten 2 Jahre 6 Weiterbildungen besucht. Einfach um neues zu sehen und die anderen Fahrschulinhaber kennen zu lernen um zu sehen wie die ticken. Durch das wurde mir auch einiges klar. Der beste Satz war z.B: ich könnte allein über die VZ 2x90min Unterricht machen und der wundert sich warum alle mit dem Handy im Unterricht sitzen. Für mich der Wichtigste Punkt: interessiert bleiben, offen bleiben Neuerungen nicht als schlecht sondern als Möglichkeit sehen sich zu verbessern, Spiegel vorhalten und sich mal kritisch selbst anschauen.
Ich könnte jetzt noch eine ganze Latte darunter packen aber ich geh jetzt was essen.
Wir wünschen euch noch ein schönen Feiertag und ein tolles Wochenende
LG Die Schmidts von der Fahrschule Holzaepfel