Du willst Feedback geben? Um dich mitzuteilen und die Situation zukünftig zu verbessern? Und dann? Endet das Ganze in einem bösen Streit? Oder in einer unproduktiven Gesprächs-Sackgasse? Dann haben wir etwas für dich: Die WWW-Feedback-Regeln von Nils! Verblüffend einfach in der Anwendung & absolut wirkungsvoll! Los geht's!
Kennst du das: Du bist genervt. Ein Kollege, Mitarbeiter, Schüler oder auch dein Lebenspartner hat etwas getan, was der echt auf den Keks geht. Du schluckst es runter. Gehst darüber hinweg. Nerven tut es dich trotzdem. Und ein paar Tage später passiert es wieder. Und jetzt platzt dir der Kragen. Alles, was sich angestaut hat, knallst du deinem Gegenüber an den Kopf. Und der? Schaut dich an wie n Omnibus, fängt entweder an zu heulen oder geht in den Kampf.
Kennst du das? Und hast du die Erfahrung gemacht, dass sowas hilft? Nein? Ich auch nicht. Also lass uns das ab sofort durch eine super geniale Feedback Methode ersetzen. Die ist einfach, kann von jedem mit ein klein wenig Übung beherrscht werden und sie funktioniert immer: Bei Kollegen, Mitarbeitern, in der Führerscheinausbildung aber auch zu Hause bei deinen Kindern und deinem Lebenspartner.
Hört sich interessant an? Dann los …
Feedback geben, ist eine Rückmeldung, eine Reaktion auf ein Verhalten mit der Grundidee, konstruktive Kritik zu üben. Es geht nicht darum, den anderen zu zerstören, Recht zu haben oder sich selbst über den anderen zu stellen.
Feedback ist ein unendlich wertvolles Instrument, dein Gegenüber persönlich wachsen zu lassen. Es geht um Verbesserung. Und wenn dein Gegenüber wächst oder sich verbessert, strahlt das auf dich zurück. Du hast was davon. Besonders dann, wenn du mit deinem Gegenüber öfter in Kontakt trittst.
Warum braucht es Feedback?
Feedback ist wie ein Spiegel. Wenn wir hineinschauen, können wir das Bild nur dann richtig analysieren, wenn der Spiegel keine Krümmung oder Verzerrung aufweist. Wenn wir einem anderen Menschen ein Feedback geben, helfen wir ihm, evtl. Krümmungen oder Verzerrungen auszublenden. Damit bieten wir ihm die Chance, die Wirkung seines Verhaltens auf andere gespiegelt zu bekommen.
Soweit zur Theorie. Im Alltag endet Feedback oft in sinnlosen “ja aber Endlosschleifen” oder schlimmstenfalls in Streit. Daher führst du dein Feedback bitte ab sofort anhand dieser drei W durch. Was es damit auf sich hat klären wir jetzt.
Wahrnehmung
Das erste W ist die Wahrnehmung. So fängt Feedback immer an: Du schilderst deinem Gegenüber, was du gesehen hast, was du gehört oder was du erlebt hast. Achtung: Wichtig ist, dass du das an einem ganz konkreten Beispiel tust. Also eben kein Allerlei von angesammeltem Irgendwas, sondern ganz konkret: Zahlen, Daten, Fakten. Was du in der Wahrnehmungsphase beschreibst, ist möglichst objektiv. Da ist nichts hinzugedichtet. Das ist belegbar, messbar und frei von Anschuldigungen und Emotionen. Zahlen, Daten, Fakten! Dein Gegenüber kann dem, was du da gerade schilderst, eigentlich nicht widersprechen. Das ist wichtig, um ihn für das nächste W zu öffnen.
Ich mach dir ein Beispiel: Du bist mit Horst verabredet. Horst ist unpünktlich. Schon wieder. Du stehst mit kalten Füßen im Regen. Innerlich kochst du. Und die willst Horst jetzt am liebsten an den Kopf knallen, dass er immer und überall dauernd zu spät kommt. Damit wirst du nicht weiterkommen. Horst wird dich auch beim nächsten Mal warten lassen.
Also beschreibst du deine Wahrnehmung objektiv:
Hallo Horst. Vor drei Tagen, am Mittwoch, den 4. Juni haben wir uns für heute, den 7. Juni, 9 Uhr verabredet. Es ist jetzt 9 Uhr und 13. Seit 13 Minuten stehe ich hier und warte auf dich!
Fertig. Mehr gibt es nicht im ersten W zu sagen. Bleibe bei den Zahlen und Fakten, bleibe objektiv. Greife nicht an, keine Vorwürfe. Liefere Horst an dieser Stelle keine Möglichkeit dagegenzubollern.
Egal, was von Horst jetzt kommt, du gehst über zum 2. W
Wirkung
Jetzt wird es emotional. Deine Gefühle sind wichtig, damit Horst die Bedeutung dessen, was du jetzt sagst und im 3. W noch sagen wirst, versteht. Damit er es erst nimmt.
Ganz wichtig ist jetzt, dass du immer zuerst deine eigene Emotion nennst und anschließend die faktische Konsequenz. Also, wie hast du das empfunden und was ergibt sich daraus.
Für Horst könnte das folgendermaßen gehen: Horst, ich bin stinksauer. Ich friere, habe nasse Füße und es kotzt mich an hier im Regen auf dich zu warten!
Mehr braucht es nicht. Da war alles drin: Deine Emotion und auch die faktische Konsequenz. Nun ist Horst bereit für Phase 3
Wunsch
Jetzt kommt der konstruktive Teil des Feedbacks: Was wünscht du dir von Horst für eine Verhaltensänderung? Was erwartest du? Was kann Host ganz konkret tun, damit ihr diese Situation in Zukunft vermeiden könnt?
In unserem Beispiel könnte das so gehen: Horst, ich erwarte von dir, dass du unsere Termine ab sofort pünktlich einhältst.
Ich liefere dir jetzt das komplette Feedback nochmal in einem Guss, damit du die Wirkung besser einsortieren kannst:
Hallo Horst. Vor drei Tagen, am Mittwoch, den 4. Juni haben wir uns für heute, den 7. Juni, 9 Uhr auf dem Viktualienmarkt verabredet. Es ist jetzt 9 Uhr und 13. Seit 13 Minuten stehe ich hier und warte auf dich!
Horst, ich bin stinksauer. Ich friere, habe nasse Füße und es kotzt mich an hier im Regen auf dich zu warten!
Und ich erwarte von dir, dass du unsere Termine ab sofort pünktlich einhältst.
Fertig. Bam. Das wars. Und wen Horst nicht völlig von Sinnen ist, dann kommt das bei ihm an. Du hast ihn gespiegelt. Frei von Vorwürfen, trotzdem mit emotionalem Nachdruck und mit einem konstruktiven Wunsch für die Zukunft.
Spielarten
Damit das WWW Feedback etwas tiefer in deine DNA kommt, hier jetzt noch ein Beispiel mit exakt dem gleichen Thema, aber einem anderen Kontext:
Horst ist Fahrlehrer in der Fahrschule Peter Fuchs. Es gibt zunehmend Kundenbeschwerden über Horst bezogen auf seine Fahrstundenpünktlichkeit. Peter Fuchs möchte Horst ein Feedback geben. Und das könnte so gehen:
Horst, in der letzten Woche, der Kalenderwoche 4, haben Frau Müller, Frau Maier und Frau Mustermann im Fahrschulbüro angerufen. Frau Müller berichtet von der Fahrstunde mit Johanna am Montag, den 24. Januar. Geplante Startzeit 16 Uhr 30. Tatsächliche Startzeit 16 Uhr 45. Frau Maier erklärt für die Fahrstunde Ihrer Tochter Lina vom Mittwoch den 26. Januar einen Start um 9 statt um 8 Uhr 30. Frau Mustermann beklagt sich über eine Verschiebung der Fahrstunde für Ihren Sohn Fritz um 30 Minuten am Mittwoch im Anschluss auf die Fahrstunde von Lina.
Ich ärgere mich sehr über die Ursache dieser Anrufe. Sie gefährden den guten Ruf dieser Fahrschule, insbesondere auch bezogen auf den für uns wichtigen Wert der Zuverlässigkeit. Es kotzt mich an, derartige Telefongespräche mit unseren Kunden bzw. deren Rechnungszahlern führen zu müssen. Sie sind belastend für die Mitarbeiter im Fahrschulbüro.
Ich wünsche, dass du vereinbarte Fahrstundentermine zu 100% pünktlich antrittst. Ist das auf Grund plötzlich von außen einwirkender und unvorhersehbarer Ereignisse nicht möglich, möchte ich, dass du umgehend das Fahrschulbüro informierst, damit dort nach einer Lösung für den Kunden gesucht werden kann. Ein Stau ist ausdrücklich nicht ein unvorhersehbares Ereignis, da wir unser Schulungsgebiet und seine Verkehrsspitzen kennen.
Du siehst, gleiches Thema, jetzt aber in einem beruflichen Kontext. Ist dir das 3. W übrigens zu brutal, könnte das auch so gehen:
Horts, ich möchte dich gerne dabei unterstützen, Lösungen zu suchen, die dir helfen, Fahrstundentermine in Zukunft pünktlich antreten zu können.
Wahrnehmung - Wirkung - Wunsch. Es ist einfach. Halte dich an diese Reihenfolge. Sei klar. Nimm Ärger und Verurteilung heraus. Liefer in Teil 1 Zahlen, Daten, Fakten. In Teil 2 haust du deine Emotionen und die Konsequenzen daraus rein. Und in Teil 3 formulierst du, deine Erwartung und bietest Hilfestellung an.
Das funktioniert. Ist absolut wirkungsvoll. Nutze jede Gelegenheit zum Üben. Und schicke mir ein Foto deines verblüfften Gegenübers, wenn du ihm über diese Methode die Gelegenheit des Spiegelns bietest.
Schreibe mir in die Kommentare deine Fragen genauso wie deine Erfahrungen. Und ja, schreibe mir auch, ob du gerne mehr von dieser Sorte Videos auf dem Kanal hättest.
Übrigens: Wenn du Gelegenheit bekommst, dass dein Gegenüber dich auf diese Art feedbackt, freue dich. Höre genau hin. Du wirst dich dabei ertappen, in die Rechtfertigung zu gehen. Darum geht es aber nicht. Zuhören, Klappe halten und die Spiegelung als Chance begreifen!
Viel Spaß damit. Wir sehen uns, nicht nur im nächsten Video …