Cash is King? Die deutsche Version davon heißt wahrscheinlich: Nur Bares ist Wahres! Stimmt. Zumindest gilt das seit Jahrzehnten. Und es ist emotional. Sie merken das gleich. Denn die eigentliche Frage lautet: Soll ich einen Kunden der mit 500 Euro vor mir steht wirklich wieder nach Hause schicken? Mal schauen, zu welchen Ergebnissen wir gemeinsam in diesem Hartig-Blog für den Oktober 2019 kommen werden ...

Ich probiere das übrigens gerade im Selbstversuch aus. Leben ohne Bargeld. Mein alter Geldbeutel (sagt man das so?) war kaputt. Ich war völlig genervt vom Rotgeld (auch das ist badisch, oder?), welches ständig aus allen Ritzen und Löchern rausgekullert ist und habe mit der Neuanschaffung beschlossen, Bargeld abzuschaffen. Das trägt auch in der Hosentasche dann nicht mehr so dick auf. Ich werde 50 und muss langsam auf so was achten ;-)

Geht das ohne?

Also es ist schon spannend, ohne Bargeld unterwegs zu sein. Und um es vorweg zu nehmen: es geht in Deutschland, noch nicht zu 100%. Ich stehe neulich beim Bäcker und kaufe 3 Brezen. Macht € 1,59. Ich halte meine EC-Karte über den Tresen. "Geht nicht", sagt mir der Bäckermeister. "Bargeld habe ich nicht", erwidere ich. Sekundenlanges Schweigen. Dann ein "Passt scho" und er gibt mit lachend die Tüte mit.

Nächstes Beispiel: Ich sitze beim Frisör. "Vierzehnfuffzisch", ruft mein türkischer Barbier. Gleiches Spiel wie oben. Ich halte Plastik hin, er sagt geht nicht. Schweigen. Dann will er mich zum EC-Automat schicken zwei Häuser weiter. Ich zeige ihm meine Geldbörse und wiederhole: Kein Bargeld. Dann fragt er mich: Hast du PayPal. Ich grinse und wir haben unsere Lösung gefunden.

Geschichten dieser Art, kann ich beliebig fortsetzen. Aber was ist da eigentlich los, mit dem Bargeld in Deutschland?

Die liebe zum Bargeld Coins

Es ist glaube ich in Deutschland eine besondere Beziehung. Wir lieben Bargeld. Wir verbinden damit Anständigkeit. Rechtschaffenheit. Ordnung. Bonität. Und es hat irgendwas mit der guten alten D-Mark zu tun. Früher zählte es zum guten Ruf, selbst große Beträge bar zu begleichen. Der Klemptner, der mein Bad für 6.000 Mark renoviert hat, den habe ich in bar bezahlt. Damit meine ich nicht Schwarzgeld. Ich bin vorher auf die Bank gegangen und habe mir das Geld von der freundlichen Kassiererin hinblättern lassen. Und auch meine Autos wurden bar bezahlt. Es gehörte sich einfach so. Punkt.

Sind wir die Insel?

Und irgendwie leben wir mit dieser Affinität zu Münzen und Scheinen auf einer Insel. Dass ich in Amerika meinen Schokoriegel am Automaten per Kreditkarte bezahle, ist seit Jahrzenten gängige Praxis. Und es ist für mich als Kunde weitaus komfortabler, als dieses Reiben von Münzen am Automatenschlitz, weil der wieder mal mein 50-Cent-Stück dauernd durchrutschen lässt. 

Aber ich muss gar nicht so weit gehen. Sämtliche Straßencafes in Madrid lassen sich ihre Dienstleistung per Plastik begleichen. Und skandinavische Länder haben Bargeld in weiten Teilen bereits abgeschafft.

Angst

Ich weiß, dass ich bei vielen von Ihnen mit den Zeilen oben Befürchtungen auslöse. Ja will ich das denn? So ohne Bargeld? Da bin ich ja völlig gläsern. Ich hinterlasse eine Datenspur und wir haben schließlich ja auch alle Minority Report mit Tom Cruise gesehen. Und das ist schließlich kein Spaß.

Das Geldvermögen der Deutschen beläuft sich aktuell auf über 6.000 Milliarden Euro. Und davon liegen weite Teile unterm Kopfkissen. Cash is King!

Die freie Entscheidung LivePay

Und hier würde ich für mich die rote Linie ziehen wollen. In der Privatperson Nils Hartig bin ich frei in der Entscheidung, wie ich mit Bargeld umgehe. Als Unternehmer nicht.

Bargeld hat in Unternehmen nichts verloren. Ich wiederhole: Nichts verloren. Punkt. Und die Vorstellung, das sei eine freie Entscheidung des Unternehmers ist romantisch. Fahrschulen wachsen. Die Reise von der One-Man-Show zum Betrieb mit 20 oder mehr Arbeitnehmern, ist längst begonnen. Und sie ist unaufhaltsam. Je größer ein Unternehmen, desto wichtiger sind klare Strukturen und effiziente Prozesse. Und desto gefährlicher ist Bargeld. Und ich erspare uns an dieser Stelle, die Geschichten von Fahrstunden, die der Arbeitnehmer auf eigene Rechnung bar gefahren ist oder auch von den unergründlichen Wegen, die Bareinnahmen in Fahrschulautos oder -büros nehmen. Und die Litanei von revisionssicheren Kassenbüchern, die eigentlich an jeder Stelle geführt werden müssten, die Bargeld einnimmt, auch. 

Schützen Sie Ihr Personal!

Schaffen Sie mit klaren Anweisungen Sicherheit. Sorgen Sie für schlanke, fehler- und versuchungsfreie Prozesse. Schaffen Sie das Kassenbuch ab. Es bereitet nur Ärger. Seien Sie klar gegenüber Ihren Kunden. Auch wenn das bedeutet, dass Sie den örtlichen Handwerker, der gerade versucht sein Schwarzgeld bei Ihnen zu versorgen, weiter schicken. Sie sind nicht erpressbar. Sie bilden seine Tochter verantwortungsvoll und zielsicher aus. Und wenn dem so ist, wird er einen Weg finden, sein Geld auf die Bank zu tragen. Und wenn er den Weg nicht findet, ist sein Motiv warum er seine Tochter ausgerechnet durch Sie ausbilden lässt, fragwürdig.

Im Jahr 2020 gilt: Cash is was King!

Es ist nur scheinbar Ihre Entscheidung. Auf der Unternehmerseite.

Ich bin mir sicher, dieser Blog löst Wallungen bei Ihnen aus. Lassen sich mich an Ihren Gedanken teilhaben. Schreiben Sie mir direkt hier und unter diesem Artikel. Ich bin gespant!

Ihr Nils Hartig
Oktober 2019