Mal ehrlich: Die Anlage 1 der FahrschAusbO. Also der Rahmenplan für den Theorieunterricht. Die Inhalte kennen Sie auswendig. Schließlich unterrichten Sie das. Mehrmals die Woche. Vielleicht seit vielen Jahren schon. Aber halten Sie das für sinnvoll? Erkennen Ihre Kunden darin einen Nutzen? Ich zweifele da an mir. Regelmäßig. Aber ich hätte da eine Idee ...

Nur zur Sicherheit und damit wir über das Gleiche reden: Dieser Link führt Sie zu einer inhaltlichen Übersicht der Themen für den amtl. Theorieplan. Sowas gibt es schon seit Beginn des FahrlG. Letztmalig grundlegend renoviert wurde er 1999 im Zuge der EU-Führerscheinrichtlinie. Sie erinnern sich: Die Fahrlehrerlieblingsthemen "Emotionen im Straßenverkehr" oder "Lebenslanges Lernen" kamen seinerzeit hinzu.

Und wenn ich mir diese Inhalte, also heute, im Jahr 2017 in Ruhe anschaue, dann verstehe ich das nicht. Nicht mehr. Dafür verstehe ich, warum so mancher Fahrschüler in meinem Theorieunterricht kapituliert und das Handy zückt. Facebook ist interessanter. Ich möchte das gerne mit drei Beispielen unterfüttern. Chronologisch. Nur im Grundwissen. Und lassen Sie sich jetzt bitte von mir provozieren.

Persönliche Voraussetzungen. Körperliche Fähigkeiten und deren Einschränkung. Krankheiten und Gebrechen. Also genau das, wofür sich jeder 17-jährige brennend interessiert. Und ich bin mir sicher, dass mich jetzt einige Leser steinigen werden. Ich traue mich trotzdem: Diese Inhalte sind quatsch. Entweder ich erzähle hier Allgemeinplätze, wie "mit Gipsbein darfst du nicht fahren!", oder ich mutiere zum Allgemeinmediziner. Bei Ersterem ernte ich Kopfschütteln, Letzteres nimmt mir mein Fahrschüler nicht ab. Und er sitzt da und fragt sich nach dem Sinn des Ganzen. Völlig zu Recht!

Nächster Punkt: Rechtliche Rahmenbedingungen. Fahrerlaubnisklassen. Zulassung von Fahrzeugen. Versicherungen. Das mag jetzt nicht für jeden unserer über 80 Millionen in Deutschland lebenden Menschen gelten. Und sicher auch nicht für jeden Landstrich. Aber: Das Thema ist furztrocken – und total irrelevant. Unser Kunde möchte Autofahren. Und dafür macht er einen Autoführerschein. Und wenn wir jetzt nicht völlig konstruierte Ausnahmesituationen heranziehen, wird er den Rest seines Lebens auch nur mit Autos (sprich Kfz mit einer ZGM bis 3,5 t, mehrspurig, 8 Sitzplätze) konfrontiert sein. Und es geht weiter: Das Auto, auch gebrauchte, erhalte ich fixfertig zugelassen vom Händler meines Vertrauens. Und meine Helikopter-Mama hat mir als GenZler auch das mit der Versicherung bereits erledigt. Also, was soll das?

Und jetzt kommen wir zu meinem persönlichen Highlight: Anschleppen, Abschleppen und Schleppen. Ich erkläre in meinem Unterricht jetzt etwas, das es im Jahr 2017 nicht mehr gibt. Das Thema ist ein Dinosaurier. Selbst bei einer Reifenpanne wird der gelbe Engel gerufen. Wer schleppt denn heute noch ein Auto ab? Niemand! Und in meinem Unterricht rate ich meinem Kunden auch davon ab, abzuschleppen. "Scheißgefährlich" höre ich mich sagen. Meine Vulgärgrammatik lässt meinen Fahrschüler kurz vom Handy aufschauen. Aber das wars. Innerlich hat er sich verabschiedet. Das hat alles keine Relevanz, keinen Nutzen mehr für ihn. Er sitzt seine Zeit ab. Und das in einer Generation, die in ständiger Zeitnot ist.

Und was (t)nun?

Entrümpeln. Gnadenlos. Und ja, wir Fahrlehrer dürfen das. Wir haben den § 3 der FahrschAusbO. Entfernen Sie alles aus dem Unterricht, was keine Praxisrelevanz hat. Das dürfen wir so natürlich nicht sagen. Daher jetzt die überlegtere Formulierung: Vertiefen Sie die Praxis. Machen Sie den Unterricht zur Fahrstunde! Und legen Sie den Rest in die Hände Ihres Schülers. Leiten Sie ihn an, woher er dieses Wissen bekommt. Und nehmen Sie ihn über einen Ausbildungsplan in die Verantwortung.

Wenn der Unterricht mehr Fahrstunde ist, haben Sie einen interessierten Schüler. Der versteht jetzt, dass das keine sinnlose Zeit ist. Es bringt ihm was. Es hat Relevanz. Es hat Nutzen. Er ist motiviert. Er lernt besser und schneller.

Webseite mittel HB 02Und wie soll das jetzt im Detail gehen?

Mit einem völlig neu strukturierten Ausbildungskonzept. Transparent und nachvollziehbar. Mit Locationmanager, Mental Replay, Praxiswissen und Praxistraining. Eventuell auch mit einem virtuellen Fahrtrainer. Und mit einem individuellen und sehr gut aufbereiteten Ausbildungsplan. Wir haben das bereits ausprobiert. Die Ergebnisse sind interessant. Und es macht irre viel Spaß. Aber das müssen Sie selbst herausfinden.

 

Wenn Sie Gesprächsbedarf haben, melden Sie sich.

Ihr Nils Hartig
September 2017