Hartig-Blog September 2016: Blackbox Fahrstunde?

Neulich bin ich auf einer dieser Grillpartys in der Nachbarschaft. Meine Frau ist Schuld. Die hat mich da hingeschleift. Sozialkontakte und so. Nach dem ersten Grillsteak stehe ich da mit meinem Bier und komme ins Gespräch. Mit Toni. Der ist Dachdecker und fragt mich, was mein Beruf ist. Ich überlege kurz und wage ein Spiel: Fahrlehrer, sage ich! Tonis Gesichtszüge zeigen eine Mischung aus Mitleid und Schmunzeln. Ach so sagt er. Spazierenfahren. Immer im Trockenen. Mit jungen Mädels. Und dann fragt er mich, was ich denn sonst noch so machen würde?

Eigentlich platzt mir der Hut. Warum erfährt der Fahrlehrerberuf in der öffentlichen Wahrnehmung so wenig Wertschätzung? Und im weiteren Gespräch mit Toni dämmert mir eine Idee ...

Immer wieder wird in Deutschland die professionelle Fahrausbildung in Frage gestellt. Nun müssen sich professionelle Fahrausbilder, also wir Fahrlehrer, die Frage gefallen lassen, was denn die Professionalität ausmacht und woran man sie messen kann. Die Argumentation fällt uns zunächst leicht: Wir haben einen Rahmenplan für die theoretische Ausbildung, wir haben hervorragend ausgestattete Schulungsräume. Fahrschulen halten sündhaft teure Unterrichtsmedien vor. Und schließlich ist der Fahrlehrer eine pädagogisch geschulte Fachkraft, die gruppendynamische Prozesse steuert und Wissen, Werte und Einstellungen an ihre Schäfchen weitergibt. So weit, so gut. Toni nickt das ab.

Fahrstunde HBlogUnd was passiert in der Fahrstunde?

Weil genau da hat Toni mich ja eben in Rage gebracht. Spazierenfahren. Und im weitern Gespräch erklärt er mir, dass ihn die Fahrschulautos eigentlich total aufregen. Ständig schleichen die vor ihm rum. Halten an jeder Ampel an. Und neulich, da sei er einem sogar fast hinten draufgeknallt mit seinem Dachdecker-Ducato. "Die sind einfach stehen geblieben, am STOP-Schild, obwohl da kilometerweit keiner zu sehen war!", entfährt es ihm wutentbrannt.  

Und dann geht es weiter in dieser Richtung: Seine Tochter würde demnächst Führerschein machen müssen. Sie hätten sich erkundigt. 2.500 Euro würde das kosten. Dabei fliegt ihm fast die Grillwurst aus dem Mund. Er verstehe das nicht. 2.500 Euro? Er habe früher fünf Fahrstunden gemacht. Fertig. Was mache man denn da heute eigentlich so lange in der Fahrstunde? Was passiert da eigentlich? Autofahren ist doch nicht schwer!?

Blackbox Fahrstunde?

blackboxNatürlich erkläre ich Toni jetzt, dass es auch hier einen Rahmenplan gebe. Und ich erzähle vom gesteigerten Verkehrsaufkommen. Früher gab es ja viel weniger Fahrzeuge auf den Straßen. Und dann stelle ich ihm natürlich die böse Frage, ob er denn statt auf dem Dach lieber 11 Stunden jeden Tag mit Fahranfängern auf der Kreuzung im Auto sitzen wolle?

Innerlich merke ich aber, dass mein Gerede Blödsinn ist. Viel schlimmer noch: Ich befinde mich in der Rechtfertigung. Und das hat im Vertrieb noch nie funktioniert.

Ich brauche Toni gegenüber nicht Recht, ich müsste ihm plausibel und nachvollziehbar zeigen können, was die Dienstleistung Fahrstunde eigentlich beinhaltet. Und was daran professionell ist. Natürlich habe ich als Fahrlehrer davon eine genaue Vorstellung. In der öffentlichen Wahrnehmung ist die Fahrstunde aber wohl sowas wie eine Blackbox. Ein schwarzes Loch. Teuer. Toni weiß nicht, was da passiert. Er hat keine oder falsche Vorstellungen davon. Autofahren kann jeder. Seine Aussagen sind Beleg dafür. Die geringe Wertschätzung (Spazierenfahren) ist die logische Folge.

Schreiben Sie mal auf!

Was ich jetzt mit Ihnen mache ist böse: Nehmen Sie sich bitte mal ein leeres Blatt und beschreiben Sie Ihre Dienstleistung Fahrstunde!

Ich mache das seit einiger Zeit mit meinen Teilnehmern in den Fortbildungen. Ich weiß nicht, was auf Ihrem Zettel steht. In den Fortbildung höre ich oft Begriffe wie "Qualitativ hochwertige Ausbildung", "Stelle mich auf meine Fahrschüler individuell ein", "Bringe ihn zur Prüfungsreife", "Habe viel Geduld" etc. Und wir Fahrlehrer wissen, das ist harte Arbeit, Blut und Schweiß! Aber für Toni sind das Allgemeinplätze. Nicht greifbar. Zu wenig konkret.

HosentascheDie Fahrstunde muss in die Hosentasche

Und dann dämmert mir im Hinterkopf ganz langsam die Idee. Wir Fahrlehrer brauchen ein Vehikel, um unsere Dienstleistung transparenter zu machen. Um sie besser erklären zu können. Um Sie bildhaft in die Gedanken unserer Kunden zu bekommen - und deren Eltern. Sie muss anfassbar werden. Unsere Rechnungszahler müssen eine ganz konkrete Vorstellung davon bekommen, was sie für ihr Geld erhalten. Antworten wie "Führerschein", "12 Sonderfahrten" und "Gute Ausbildung" sind zu beliebig. Und vor allem: Zu vergleichbar.

Fahrstunde muss in die Hosentasche unserer Kunden. Nicht auf die Ausbildungsdiagrammkarte ins Handschuhfach. Sie muss direkt aufs Smartphone. Da muss alles drauf, was in der Fahrstunde passiert. Und nicht wegen § 5 der FahrschAusbO. Sondern weil Fahrlehrer und Fahrschüler gemeinsam den Ausbildungsstand bewerten müssen. Das hilft, Missverständnissen vorzubauen. Selbst- und Fremdbild nennen das die Psychologen. Und Fahrschüler müssen immer und überall Zugriff auf dieses Ausbildungssystem haben. Sie müssen wissen, wo sie auf dem Weg zur Prüfung stehen. Sie müssen die gesammelten Trophäen stolz zu Hause zeigen - und auf dem Schulhof.

abibaro: Keine Fahrstunde zu viel!

Appicon abibaroUnd so kriege ich die Kuh vom Eis mit Toni. Ich frage ihn, ob er mir seine Tochter zur Fahrstunde schicken würde. Keine Fahrstunde zu viel!, verspräche ich ihm. Er fragt, wie ich das garantieren würde. Ich skizziere ihm meine Idee von abibaro - also einem Ausbildungsbarometer für die Hosentasche. Dort seien alle Aufgaben drin und würden sukzessive abgehakt. Wenn alles durch ist, geht es zur Prüfung. Eben keine Fahrstunde zu viel! Nachvollziehbar. Messbar. Und weil abibaro auf dem Handy seiner Tochter liefe, könne er sich immer über den aktuellen Grad der Zielerreichung informieren. Transparent. 

Das findet Toni gut. Und ich habe gelernt, dass unser Berufstand Werkzeuge braucht, mit denen er seinen Dienst anfassbar machen kann.

5 Jahre FORTBILDUNG33.de

In diesen Tagen starten wir nun unser ausbildungsbarometer. Zum 5-Jährigen Jubiläum. Da ist viel entstanden die letzten Jahre. Neben den vielen Fortbildungsmodulen auch immer mehr Services und Dienstleistungen. fahrschulmonitor.de, fahrschullogo.de, fahrlehrercoach.de, unterrichtsguru.de und jetzt abibaro.de. Das ist unser größtes Projekt. Es gibt verschiedene Ausbildungskonzepte für Ihre Fahrschüler in abibaro. Und wer die Idee "Preistarife" verfolgt hat, findet auch in abibaro eine "fast lane" oder "drive easy" oder eben Elektromobilität.

Packen wir es an. Gemeinsam. Fahrstunde ist keine Blackbox - sie ist wertvoll. Unverzichtbar.

Nils Hartig, 01.09.2016

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